Auch wenn längst weniger Flüchtlinge nach Deutschland kommen als im Sommer 2015, bleibt für die Betreuung und Integration der Asylsuchenden viel zu tun. Die bayerische Landeskirche hat ein millionenschweres Sonderprogramm "Wir schaffen Herberge" aufgelegt. 53.000 Euro aus dem Fonds erhält Campus Asyl.

Der von der Katholischen und der Evangelischen Studentengemeinde unterstützte Verein organisiert seit 2014 zahlreiche Projekte und Arbeitsgruppen für Flüchtlinge. Außer speziellen Deutschkursen für Frauen, Männer und Kinder oder Studierende werden mehrere Sport- und Musikworkshops angeboten, es gibt Kinderbetreuung, Freizeitgestaltung sowie Kochkurse und auch eine Kleiderkammer.

Mit dem Zuschuss der Landeskirche konnten zwei halbe Stellen für junge Hochschulabsolventen geschaffen werden, um die Flüchtlingsarbeit künftig besser zu koordinieren, sagte der evangelische Studentenpfarrer Friedrich Hohenberger. Eine weitere Kraft soll zum 1. September im Bundesfreiwilligendienst hinzukommen.


Bleibende Aufgabe

"Wir schaffen Stellen, um die Netzwerkhilfe für Flüchtlinge längerfristig leisten und die freiwilligen Helfer besser betreuen zu können. Zudem müssen weitere Spenden und Sponsoren gefunden werden", sagte Hohenberger, der auch Mitglied der Landessynode ist. Es handle sich um eine gesellschaftliche Aufgabe, "die noch nicht enden wird, nur weil derzeit weniger Flüchtlinge kommen". Mit dem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro könnte Campus Asyl einen gebrauchten Kleintransporter anschaffen.

Insgesamt stehen Campus Asyl in den nächsten zwei Jahren rund 200.000 Euro zur Verfügung. Neben der Landeskirche hätten Unternehmen und andere Einrichtungen Geld dafür gespendet, ergänzte der katholische Studentenpfarrer und Gründer der Initiative, Hermann Josef Eckl. Derzeit engagierten sich rund 500 Studierende, die zu Asylbewerbern in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften gehen. Zu Spitzenzeiten im vergangenen Jahr seien es bis zu 1000 Freiwillige gewesen.

"Aber auch sie brauchen Unterstützung. Sie dürfen mit Asylfragen nicht alleingelassen und überfordert werden", unterstrich Eckl. Deshalb würden die Helfer informiert über Asylverfahren, über Herkunftsländer und Kultur der Flüchtlinge. Zudem bekämen sie Tipps für ihre praktische Arbeit und könnten an Fortbildungen teilnehmen. Eckl warb für ein "sinnvolles Miteinander von ehrenamtlichem Engagement und hauptamtlicher Unterstützung". Die Arbeit von Campus Asyl verstehe sich als Integrationsprojekt, die Bildung und Aufklärung zu Flucht und Migration leisten will.

Die meisten der Mitarbeitenden seien Studenten, aber es gebe ebenso zahlreiche Asylbewerber, die sich an der Organisation und in den Arbeitsgruppen beteiligten, erklärt Gründungsmitglied Lisa Singer und ergänzt: "Bei uns kann jeder mithelfen." Als Dolmetscher seien Flüchtlinge unersetzbar. Ein klare Vorstellung von mehr Unterstützung seitens der Politik hat Eva König: Es seien mehr Asylsozialberater nötig, und das Ehrenamt müsse staatlich besser gefördert werden.


Grundstein für Integration

Das studentische Engagement hat die Präsidentin der Landessynode, Annekathrin Preidel, jedenfalls überzeugt. "Die Ehrenamtlichen übernehmen hier wichtige Aufgaben, die die Politik oft gar nicht wahrnimmt." Die Projekte könnten nicht nur kurzfristig beim Ankommen in der fremden Gesellschaft mithelfen, sondern seien langfristig ein Grundstein für gelingende Integration.